Es ist ein funkeldnes Meer aus goldenen Bonbons zu sehen, einem Candy Work des Künstlers Felix Gonzalez-Torres
Schenkung Sammlung Hoffmann, Staatliche Kunstsammlungen Dresden © Estate Felix Gonzalez-Torres, Courtesy of The Felix Gonzalez-Torres Foundation, Foto: Felix Meutzner

Felix Gonzalez-Torres im Ecktafelgemach der Paraderäume

Die sogenannten „Candy Works“ – zu Bergen aufgeschüttete, zu Rechtecken ausgelegte, oder in anderweitigen Konfigurationen arrangierte Bonbons – sind eine wichtige Werkgruppe des amerikanischen Künstlers Felix Gonzalez-Torres (1957–1996). In vielen seiner Werke werden die Betrachter*innen zu Teilnehmenden; hier dürfen die Bonbons mitgenommen und gegessen werden.

  • Laufzeit 20.09.2023—29.07.2024

Für den Konzeptkünstler

Für den Konzeptkünstler spielen die Aspekte von Demokratisierung und Interaktion eine wichtige Rolle. In den einst königlichen Paraderäumen stellt das Werk somit auch die Frage nach dem Privileg von Macht, Zugang und Repräsentation. Bei Festivitäten der Barockzeit wurde hier getafelt, weshalb der Raum auch Ecktafelgemach genannt wurde. Über der Fläche, wie sie mit dem Teppich aus goldenen Bonbons nachempfunden ist, spannte sich bei solchen Anlässen ein großer Baldachin als Würdezeichen. Darunter standen die Tafeln mit einer überbordenden Fülle an Speisen.

Zu sehen ist eine Installation aus Goldbonbons auf dem Parkett der Eckparaderäume des Dresdner Residenzschlosses.
Schenkung Sammlung Hoffmann, Staatliche Kunstsammlungen Dresden © Estate Felix Gonzalez-Torres, Courtesy of The Felix Gonzalez-Torres Foundation, Foto: Klemens Renner
"Untitled" (Placebo – Landscape – for Roni) Ausstellungsansicht in den Eckparaderäumen des Dresdner Residenzschlosses 2023.

Unter dem

Unter dem Baldachin stand auf einem gleichfalls mit Samt belegten Stufenpodest die Speisetafel vor einer kostbar bestickten Rückwand, umgeben von 18 vergoldeten Stühlen. Darauf saß der fürstliche Kreis der Tafelgäste, während der Hofstaat und sonstige Personen dichtgedrängt zuschauen durften und genau verfolgen konnten, wer welchen Bissen zu sich nahm. Der heutige, rekonstruierte Raum knüpft an die Zeit um 1768 an, als jene Schauessen aus der Mode gekommen waren. Die Nutzung des Saales für höfische Tafelfreuden bestand jedoch weiterhin, doch blieb es bis zum Ende der Monarchie 1918 ein höchst exklusives Privileg, hier zur Tafel geladen zu werden. Heute können sich die Museumsbesucher*innen in den Räumen aufhalten. 

Auf einem historischen Stich ist das kurfürstliche Ehepaar unter einem Baldachin und umgeben von Zuschauenden zum Schauessen positioniert, der Stich ist um 1728 entstanden
© Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden; Foto: Herbert Boswank
Antoine Aveline nach Raymond Leplat, Schauessen im Eckparadesaal des Dresdener Schlosses 1719, Kupferstich, Radierung, um 1728

Statt

Statt Zurschaustellung und bloßem Zuschauen, bietet Gonzalez-Torres den Besucher*innen an, sein Werk mitzugestalten und ermöglicht ihnen die Entscheidung, ob sie durch ihre Teilhabe zu seiner veränderlichen Form beitragen möchten. In ihrer Großzügigkeit sich jedem Gast anzubieten, riskiert die Skulptur jedoch ihr gänzliches Verschwinden. Die Wandelbarkeit des Werkes verweist darin auf das Fragile des menschlichen Seins. Denn Vergänglichkeit, Verlust und Trauer sind stets präsente Aspekte in den Arbeiten des Künstlers, der zunächst seinen Partner verlor und 1996 selbst an AIDS starb. In diesem Ausloten der Balance zwischen persönlicher und geteilter Erfahrung, im Verwischen der Grenzen zwischen Privatem und Politischem, gründet Gonzalez-Torres’ poetische Konzeptkunst.

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